Krängungstest
Die metazentrische Höhe (GM) lässt sich annäherungsweise bestimmen, indem man das Schiff einem Krängungstest unterzieht und die Rollzeit des Schiffes misst.
Wie im Kapitel über steife und weiche Schiffe gezeigt, haben steife Schiffe eine große metazentrische Höhe (GM) und eine kurze Rollzeit, während weiche Schiffe eine kleine metazentrische Höhe (GM) und eine lange Rollzeit haben.
Der Krängungstest ist eine häufig angewandte Methode, um die Stabilität kleinerer Boote festzustellen. Er kann jederzeit und von den Seeleuten selbst durchgeführt werden.
Der Krängungstest wird folgendermaßen durchgeführt:
1. Das Schiff muss freiliegend vertäut sein, mit lockeren Landleinen und losgelöst vom Kai.
2. Das Boot wird in Schwingung versetzt.
3. Sobald das Boot genügend stark schaukelt (etwa 2-6° zu jeder Seite), überlässt man es sich selbst.
4. Nun wird die Gesamtzeit, die das Boot für vier volle Schwingungen benötigt, gemessen.
(Eine volle Schwingung umfasst Backbord – Steuerbord – Backbord oder umgekehrt.)
5. Die Zeit für eine volle Schwingung in Sekunden (T) wird ermittelt, indem man die Gesamtzeit durch die Zahl der Schwingungen teilt.
Wenn die Rollzeit (T), gemessen in Sekunden, kürzer ist als die Breite (B) des Schiffs, gemessen in Metern, dann ist die Stabilität wahrscheinlich ausreichend. Dabei geht man davon aus, dass das Boot vollständig mit Vorräten und Fanggerät ausgestattet ist und einen großen Freibord hat.
Wenn sich die Vorräte reduzieren, verlängert sich die Rollzeit (T), da der Schwerpunkt (G) des Schiffes nach oben wandert und die metazentrische Höhe (GM) nach unten. Unter solchen Bedingungen wird es als ratsam angesehen, dass die Rollzeit (T) in Sekunden nicht mehr als das 1,2 fache der Breite (B) des Bootes ist.
Die beschriebene Methode bezieht sich nicht auf Boote mit einer Rumpfform, die die Rollzeit verlangsamt, wie Boote mit einem großen Gewichtskiel oder unkonventionell geformte Boote wie Fischereischnellboote.